Die Heimkinder von Radebeul - Dokumentation - MDR - Dezember 2014

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Was ist eine Ostgriechin?
Eine Griechin die in der ehemaligen "DDR" geboren und aufgewachsen ist.

Wie kamen die Griechen in die DDR?

Der historische Hintergrund:
Es ist das Jahr 1941, deutsche Truppen gelingt der Durchbruch nach Griechenland und die Eroberung des Landes. Es begann die Zeit der Knechtschaft des organisierten Widerstandes und die Gründung der Nationalen Befreiungsfront- EAM und der Nationalen Befreiungsarmee- ELAS.
widerstand
EAM und ELAS wurden zu tragenden Säulen des Befreiungskampfes gegen die Besatzer. Die ELAS mit über fünfzigtausend Bewaffneten beherrschte 90% des Landes. Im Jahr 1944 erfolgte der spontane Rückzug der deutschen Wehrmacht und gleichzeitig die Landung englischen Truppen.

Der große Einfluss der gegründeten Linksparteien beunruhigte die Engländer und die provisorische Regierung Griechenlands. Unter dem Druck der Engländer mit einem Waffenstillstand den Widerstand zu bannen, wurde am 12. Februar der Vertrag von Varkisa (mit dem Inhalt, demokratische Freiheit für alle und eigener Regierungsverantwortung) zwischen der EAM und der Regierung geschlossen. Darauf hin wurden die Kämpfe eingestellt und die Linkskräfte ruhiggestellt. Nachdem Erfolg der Engländer über die Befreiungsfronten konnten die Engländer die Linken für ihre Zwecke gewinnen und die Einhaltung des beschlossenen Vertrages wurde nicht mehr berücksichtigt. Es gab eine regelrechte Hetzjagd gegen die Linken. Die Hoffnung auf ein freies Griechenland ohne fremde Einmischung und Bevormundung wurde auf Befehl Londons und mit Hilfe reaktionärer griechischer Kräfte zunichte gemacht.

Das Land kam nicht zu Ruhe. Der Bürgerkrieg war unvermeidbar. Die Linkskräfte unter Führung der kommunistischen Partei formierten sich immer stärker. 1946 wurde die demokratische Armee Griechenlands gegründet- DAG. Es wurde der organisierte Kampf gegen Monarchofaschisten und englische Interventen.

Neben dem regulären Militär Griechenlands, das von den Engländern und ab 1947 von den Amerikanern unterstützt wurde, bildete die konservative Regierung noch zusätzlich örtliche Terrorgruppen. Der Kampf gegen die Linken begann.

Die demokratische Armee sammelte Kinder und schickte sie nach Albanien, Bulgarien und Jugoslawien, nach Absprache mit den Regierungen dieser Länder. Es waren viele Waisenkinder, Opfer des Bürgerkrieges, sie sollten in Sicherheit gebracht werden und nach der sozialistisch- kommunistischen Ideologie erzogen werden. Nicht immer war die Handlungsweise der Partisanen nachvollziehbar, es spielten sich auch Schicksale ab.

Wie meine Mutter verschleppt wurde:

Eines Abends im Jahr 1947 kamen Partisanen in das Dorf meiner Mutter. Sie suchten junge Männer um die abgeschwächte Partisaneneinheit zu stärken. Sie kontaktierten meinen Großvater ( Mitglied der KKE ( die älteste linksorientierte, politische Partei in Griechenland )). Die Parteifunktionäre verlangten zur Stärkung des Widerstandes nach volljährigen, kampffähigen Männern.
Mein Großvater, Vater von zwei Söhnen war strikt dagegen seine Söhne zu opfern und hielt sie an einem geheimen Ort versteckt. Doch die Partisanen beschlossen ein Exempel zu statuieren und rekrutierten die 12 jährige Tochter mit der Option die Geschwister gegeneinander auszutauschen.
Meine Mutter erinnert sich mit Schrecken an diesen Abend und erzählt mir wie meine Großmutter überwältigt von den Ereignissen unter Schock stand und ihr sagte, sie muss mit den Partisanen mitgehen, sie fragte nicht warum, sie werte sich nicht, Tränen rannen über das verängstigte, kindliche, traurige Gesicht. Ein alter Mantel wurde ihr in die Hand gedrückt und somit verschwand sie in der Dunkelheit der Nacht.
leid Der Weg führte tief in die Berge. Der Hunger plagte sie, es war nass und kalt. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein bis sie das Ziel erreicht hatten. Es war ein Sammellager an der bulgarischen Grenze. Sie traf auf weitere Jugendliche und Kinder.kriegskinder Die Zuversicht auf baldige Rückkehr hielt sie aufrecht, doch es sollte anders kommen.

Mit einem Lastwagen wurden die Kinder im Jahr 1948 nach Bulgarien transportiert. Sie sollten im Sinne der kommunistischen, sozialistischen Ideologie erzogen werden.
Im Jahr 1949 nach Beendigung des Bürgerkrieges in Griechenland wurden griechische Kinder und Jugendliche von der DDR aufgenommen.

Warum mein Vater sich der Freiheitsbewegung (Partisanen) anschloss:
partisanen Mein Vater ging freiwillig zu den Partisanen.
Als ungewolltes, nichteheliches Kind war sein Schicksal zur damaligen Zeit besiegelt.
Er wuchs in großer Armut auf, wurde von seinen Stiefvater geschlagen und gedemütigt. Für ihn war der Weg zu den Partisanen die Hoffnung auf ein besseres Leben, eine trügerische Hoffnung.

Deutsche Demokratische Republik

Meine Mutter und mein Vater lernten sich in Leipzig in einen Internat kennen und lieben. Jeder nutzte die Chance auf Weiterbildung und Studium! Es folgte die Hochzeit und 3 Kinder.
Ein Traum von Liebe und Harmonie in einer scheinbar, demokratischen Republik.
Das Glück war nur von begrenzter Dauer, durch ein tragischen Unfall verlor mein Vater im Jahr 1964 im Alter von 30 Jahren sein Leben. Ein Schicksalschlag der unser aller Leben bis zum heutigen Tag geprägt hat.

"Vater wo bist du, ich kann dich spüren, du bist bei mir, ich schließe die Augen und sehe dich, ich liebe dich!" Kyria

"Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürtzenden Bach des Lebens." Friedrich Nietsche

Nach 27 Jahren Leben in der DDR, nach dem Sturz der Diktatur Griechenlands im Jahr 1974, durfte meine Mutter Ihr Heimatort wiedersehen.

Im Jahr 1980 war es uns möglich, mit dem Antrag auf Ausreise die DDR legal zu verlassen.
Seit dem Jahr 2007 lebt meine Mutter wieder an dem Ort, wo ihr Schicksal begann.

Kyria


 

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